Weißig im Web: Schlossverkauf

Schlossverkauf

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Frühjahr 2012.

Es ist still geworden um das Schloss. Nur selten zeigt ein Auto mit niederlän-
dischem Kennzeichen auf dem mit Kies bestreuten Schlosshof die Anwesenheit
des Schlossherrn Jan van Ede.

Juli 1996
Erste zaghafte Versuche Verkaufsanzeige




Die beiden Tore am Schlosshof sowie an der
südwestlichen Zufahrt und am unteren Ende der Schlosswiese sind
verschlossen. Ein Zaun rundum versperrt den Zutritt mit der Aufschrift
"Betreten nicht erwünscht!" Nur über der Einfahrt zum Rittergut prangt
noch das riesige Transparent und grüßt die Gäste zu "100 Jahre Schloss
Weißig".

Vorbei die betriebsamen Zeiten zwischen 2005 und 2009. Das
repräsentative Gebäude erstrahlt äußerlich in freundlichem Gelb, die
Wappen an den Giebelseiten und an der Nordfront leuchten in frischen
Farben. Eddi Frömmel, der ortsansässige Restaurator, hat sein ganzes
Können darin verewigt.

Die kitschigen Löwen an der östlichen Schlosseinfahrt blicken stumm
und traurig, weil keiner einen Brief in den knallroten Briefkasten wirft,
sondern achtlos daran vorübergeht. An stürmischen Tagen droht der Wind
weitere Kupferbleche vom Schlossturm zu reißen und die Anzahl der
fehlenden Dachziegel zu vergrößern.

Vorbei ist die Jubelzeit im Juli 2008, als der hundertste Geburtstag des Gebäudes gefeiert wurde. Zahlreiche Freunde,
Bekannte, Geschäftsleute des Schlossherrn aus Holland waren angereist, viele Honoratioren des Umfeldes sowie Weißiger
Bürger waren eingeladen. Man feierte in historischen Kostümen. Selbst der damalige Landtagspräsident Iltgen, sowie der
sorbische Zauberer Krabat und der Schwarze Müller waren angereist.

Und van Ede rollte mit einer eigens aus Holland gebrachten Nobelkutsche samt stattlichen Pferden vor die geschwungene
Schlosstreppe und eröffnete das Fest in niederländischer, sorbischer und deutscher Sprache.

Vorbei, vorbei.

Die Vorgeschichte

Im Zuge der Bodenreform war das Schloss einschließlich Gründstück am 1.11.1946 als Volkseigentum an die Gemeinde
Weißig übertragen worden. Nach der politischen Wende 1990 ging es in den Besitz des Landratsamtes Kamenz über. Es war
von vornherein abzusehen, dass das Landratsamt die Immobilie nicht selbst verwalten oder bewirtschaften würde, sondern
einen potentiellen Käufer dafür finden musste. Deshalb übergab der damalige Weißiger Bürgermeister Siegfried Gersdorf
an den Sachgebietsleiter Liegenschaften des Landratsamtes, Bernd Beutner, am 16.12.1992 eine Vollmacht zu
Verkaufsverhandlungen für das Flurstück 1183 / 1 der Gemarkung Weißig.

Bis zum Sommer 1993 diente das ehemals adlige Schloss als Kinderheim. Bis zu zeitweise 80 Kindern wurde hier eine
Heimat geboten. Gleichzeitig war hier die Grundschule untergebracht. Die Zentralschule Oßling nahm im Herbst 1952 die
oberen Klassen auf, 1971 folgten auch die unteren Klassen. Als gleichzeitig aus dem Kinderheim ein Hilfsschulheim wurde
und die schulpflichtigen Kinder zunächst noch in Weißig, später aber in Kamenz die Schule besuchten, war das Schicksal des
Schlosses fast besiegelt.

Nach der politischen Wende 1990 und dem Trägerwechsel des Gebäudes an den Landkreis Kamenz flossen keine Mittel
mehr nach Weißig. Der Niedergang war abzusehen. Die ideologische Vorbereitung begann bereits mit einem Artikel in der
"Sächsischen Zeitung" vom 21.10.1990 ("Das Kind ist das Teuerste, was die Nation hat"). Es wurden vorwiegend die baulichen
Mängel des Schlosses dargestellt mit der zukunftsorientierenden Aussicht, "...noch zwei Jahre bis zur baupolizeilichen
Sperrung".

Kommune und Bürgermeister liefen dagegen Sturm; aber vergebens. Bereits am 5. Juni 1992 veröffentlichte die
"Sächsische Zeitung" ein halbherziges Verkaufsinserat zum Schloss. "Der Kreis ist vorrangig an einer touristischen,
medizinischen oder ähnlichen Nutzung interessiert".

Und dann war es soweit. Die 36 Heimkinder aus Weißig zogen am 8.Juni 1993 in ein Gebäude des ehemaligen NVA-
Geländes in Kamenz, welches das Landratsamt vorher vollständig sanieren ließ. Damit waren nicht nur die Erzieher und
Mitarbeiter arbeitslos, sondern das denkmalgeschützte Gebäude auch dem Verfall preisgegeben.

Was also tun? Einerseits war das Schloss als dominantes Gebäude das Wahrzeichen und andererseits bis dahin das
gesellschaftliche und kulturelle Zentrum des Ortes. Das Kinderheim bot unzähligen Menschen aus Weißig und dem Umland
einen gesicherten Arbeitsplatz. Viele Einwohner hatten durch zahlreiche freiwillige Arbeitsstunden das Schloss und sein
Umfeld erhalten und verschönert. Es war ihr Schloss. Ein Niedergang musste vermieden werden.

Der Heimatverein, 1996 unter Vorsitz von Gerolf Boden gegründet, nahm sich der schwierigen Aufgabe an, eine Lösung zu
finden bzw. an einer Lösung mitzuwirken, das Schloss zu erhalten und wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.
Tatkräftige Unterstützung kam von der derzeitigen Bürgermeisterin Brigitte Schlütter, vom Landkreis kam wenig.

Erste zaghafte Versuche

Zunächst ist für den August 1996 ein Schloss- und Heimatfest geplant. Gerolf Boden wendet sich an die damalige Landrätin
Andrea Fischer, um sie als Schirmherrin dieses Festes zu gewinnen, die Bedeutung des Schlosses für die Gemeinde
darzustellen und damit an der exponierten Stelle des Landratsamtes, dem jetzigen Besitzer, für eine neue, zeitnahe
Nutzung sanften Druck auszuüben.

Die Schirmherrschaft kommt nicht zustande, dafür aber die Erlaubnis, für das Fest die erste Etage benutzen zu dürfen,
wenigstens etwas. Aber nur die erste Etage, da das Wasser abgestellt und die Terrasse wegen Baufälligkeit gesperrt sei.
Das Landratsamt schaltete im Juli 1996 im Internet eine Verkaufsanzeige.

Inzwischen bemühte sich die SECA (Stationäre Einrichtungen für Chronisch Abhängige), ein Verein des Bayrischen Roten
Kreuzes, um das Schloss. In ihm sollten 35 bis 40 Suchtkranke Heimat finden, um ihr Leben wieder in den Griff zu
bekommen. Die Weißiger standen hinter dem Vorhaben, das in einer Einwohnerversammlung vorgestellt wurde. War es
doch wenigstens ein Anfang. Dazu fehlte aber die Zustimmung des Sächsischen Sozialministeriums. Unterstützung fand
das Projekt auch vom Landtagsabgeordneten Henry Nitzsche und der Drogenbeauftragten Sachsens, Frau Dr. Böttger, da
der Bedarf an solchen Einrichtungen sehr hoch sei.

Die Zustimmung dauerte aber nicht lange. Mitte 1997 war plötzlich kein Bedarf mehr vorhanden, der die Eröffnung einer
solchen Einrichtung in Weißig rechtfertige. Erst wenn die für ein ähnliches Objekt in Weißwasser geplanten Plätze realisiert
seien, dürfe über weitere Standorte nachgedacht werden. Damit war das Projekt gestorben.

Uns, dem Heimatverein, war klar, dass intensivere Bemühungen notwendig sind. Vor allem musste dafür gesorgt werden,
dass bis zu einem Verkauf der weitere Verfall des Gebäudes minimiert oder gestoppt wird.

Warum sollten wir uns nur mit dem Landratsamt begnügen? Hilfe erhofften wir uns von der Landesregierung. Der
Heimatverein schrieb am 15.8.1997 einen Brief an den damaligen Sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Kurt Biedenkopf
mit der Bitte um Einflussnahme. Die Antwort der Staatskanzlei vom 22.10.1997 war erwartungsgemäß negativ, da ein
Verkauf oder eine Übergabe "einzig und allein Sache des Landratsamtes Kamenz als Eigentümer der Immobilie“ sei.

Nächster Versuch.

Im September 1997 stellte Gerolf Boden an die Landrätin einen Antrag für eine ABM- Stelle, damit innerlich und äußerlich
die nötigsten Wartungs- und Pflegearbeiten durchgeführt werden. Er wies auch auf die Verantwortung des Eigentümers auf
die Sicherheit des Gebäudes hin. Dieser Antrag wurde nicht realisiert. Und das Gebäude döste weiter vor sich hin.

Die Zeit drängte. Für den 10. Januar 1998 initierte der Heimatverein "eine Schlossbegehung mit dem Ziel, die schlimmsten
Schäden aufzulisten und den fortschreitenden Verfall durch geeignete Maßnahmen zu stoppen". Herr Domschke nahm als
Vertreter des Landratsamtes daran teil. Schließlich entstand ein Maßnahmeprotokoll. Herr Domschke versicherte, "dass mit
Frühlingsbeginn 1998 die Beseitigung der größten Schäden vorgenommen wird.“

Ein Jahr lang geschieht nichts, fast nichts. Auch ein weiterer Antrag vom 18.2.98 auf eine ABM- Stelle verläuft im Sande.
Enttäuscht über die Untätigkeit des Landratsamtes schreibt Gerolf Boden am 6.1.99 erneut einen Brief an die Landrätin
Andrea Fischer:

"Nach einem Jahr muss der Heimatverein voller Sorge feststellen, dass das Ergebnis völlig unbefriedigend ist. Außer der
notdürftigen Reparatur des Schlossturmes und eines eingedrückten Fensters konnten keine weiteren Aktivitäten festgestellt
werden. Das meiste ist nicht, auch nicht in Ansätzen, realisiert worden."

So wird die Landrätin für den 30.Januar 1999 um einen weiteren Lokaltermin gebeten. An diesem nehmen neben dem
Heimatverein auch die Bürgermeisterin und der Ortschaftsrat teil. Wieder entsteht ein Protokoll mit den wichtigsten
Sicherungsmaßnahmen. Und das besonders unter dem Gesichtspunkt, dass im Juli dieses Jahres die Gemeinde ihren 625-
jährigen Gründungstag begehen will und dabei das Schloss natürlich eine besondere Rolle spielt.

Herr Domschke erklärt: "Wir wissen um unsere Verantwortung als Eigentümer, im Vordergrund steht aber, einen Investor zu finden".
Das ist die offizielle Version. Privat vertritt er die Meinung, dass es sehr schwer werde, da Weißig keine Infastruktur besäße.

Ein weiterer Versuch besteht darin, die Landrätin Andrea Fischer, die inzwischen ein Eigenheim in Weißig erbaut und
bezogen hat, als "Förderndes Mitglied des Heimatvereines" zu gewinnen. Was liegt näher, um sie mehr in die
Verantwortung einzubeziehen. Also trägt ihr Gerolf Boden in einem Brief vom 23.10.2003 dieses Anliegen an. Leider gibt es
dazu keine Reaktion.

Der Heimatverein geht selbst auf Investorensuche

Bereits im Juni 1998 beschlossen Gerolf Boden und Manfred Prescher, auf eigene Initiative potentielle Investoren zu
suchen, mit ihnen Verbindung aufzunehmen und sie für das Objekt zu begeistern. Dazu wurde ein allgemein gültiges, aber
modifizierbares Anschreiben (siehe Anhang) verfasst und nach telefonischer oder persönlicher Verbindungsaufnahme
verschickt.

Im folgenden einige ausgewählte Kandidaten, mit denen wir Verbindung aufnahmen, aber leider kein Ergebnis erzielten:

10.3.1999 Deutsches Jugendherbergswerk
Landesverband Sachsen e.V.
Zschopauer Str. 216
09126 Chemnitz  Ergebnis: keine Reaktion

18. März 1999 Landesamt für Finanzen, Sächsische Schlösserverwaltung
Stauffenbergallee 2
01099 Dresden
Frau Dr. Dietrich
Ergebnis: das Weißiger Schloss gehört nicht zum Regierungspräsidium Dresden

März 1999 TD Deutsche Klimakompressore GmbH
(Japanische Niederlassung in Straßgräbchen)
01309 Dresden
Bertold- Brecht- Allee 22
Angebot als Schulungs- und Ausbildungsobjekt
Ergebnis: Betrieb erst im Aufbau, z.Zt. kein Bedarf

7. 4.1999 Gesellschaft für Europäische Integration e.V.
Projekt Jugendberatung / Jugendberufshilfe
Herr Besser
Am Hofwall 2
01471 Radeburg   Ergebnis : keine Mittel

1. März 2001 Französisches Fremdenverkehrsamt
Maison de la France
Westendstraße 47
60325 Frankfurt / Main   Ergebnis : keine Reaktion

1. März 2001 Deutsch- Französisches Jugendwerk
Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV)
Postfach 170545
60079 Frankfurt / Main   Ergebnis: keine Reaktion

3. März 2001 Klinik Schwedenstein
Klinik für Psychomatische Medizin
Ärztlicher Direktor Dr. Bernd Sprenger
Obersteinaer Weg
01896 Pulsnitz   Ergebnis: keine Reaktion

2. 6. 2001 Gespräch Manfred Prescher mit Henry Nitzsche
Landtagsabgeordneter der CDU
Ort : Bernsdorf
Ergebnis: Herr Nitzsche sagt seine Unterstützung zu
bezüglich Fördermittel und örtliche oder regionale Verwendung

7.10. 2001 Carsten Heuer
Schönaer Straße 4
01259 Dresden
Herr Heuer hatte als Mitarbeiter der Sparkasse Kontakt zu zwei Gesellschaften, u.a. mit Atlas- Immobilien. Gegenwärtig
sehr schwierige Situation, Banken geben für ungewisse Projekte keinen Kredit.
Ergebnis: nichts

24.10. 2001 proselect
Radeberger Straße 24
01099 Dresden
Herr Michael Göbel   Ergebnis: keine Reaktion

12.2.2002 Gespräch Manfred Prescher mit Peter Bukvic
Christian- Melzer- Str. 2
08289 Schneeberg
Herr Bukvic ist Mitglied der PDS- Fraktion des Bundestages und beschäftigt sich mit Problemen wie touristische Erschließung
von unterentwickelten Regionen mit Hilfe von ABM-Maßnahmen und Förderung von Lagern für Arbeit und Erholung für die
studentische Jugend. Termin mit Gerolf Boden sei geplant
Ergebnis: unbekannt

Das kurze Intermezzo des Marco Matuszak

Im Oktober 1999 erscheint in der "SZ“ die Mitteilung, dass sich ein Investor aus Gelsenkirchen für das Schloss interessiert,
um daraus einen Hort für Kunst und Kultur zu machen. Schauspieler, Musiker, Schriftsteller, Maler, kleine Tierarztpraxis,
Gastronomie, Architekturbüro, Photoatelier sollen angesiedelt werden. Ebenso Bildhauersymposien, "Weißiger Musikwinter“,
Veranstaltungen im Schloss und anderen Gebäuden.

Sein Kaufangebot:

Grundstück mit Bebauung "Kinderheim Weißig"     165.780,- DM
Grundstück Mit Bebauung "Rittergut Weißig"     110.720,- DM
Baugrundstück 1183 Gm (Fachwerkhaus)       28.080,- DM
Gesamt ca.     305.000,- DM
Summe

Der Kreistag beschließt den Verkauf des Schlosses und der Oßlinger Gemeinderat am 27.10.99 den Verkauf des Rittergutes
an diesen Investor. Es war vereinbart worden, nur beide Objekte gemeinsam zu verkaufen.

Im November 1999 werden die Kaufverträge für Schloss und Rittergut unterzeichnet. Die Weißiger Vereine schaffen
Baufreiheit, denn schon im April 2000 sollen sich die Kräne drehen. Ende 1999, zwischen Weihnachten und Neujahr,
erscheint Matuszek erstmals in Weißig. Bisher hatte alle Verhandlungen sein Beauftragter, Architekt Robert Koch, geführt.

Während einer Beratung mit der Bürgermeisterin und den Ortschaftsräten Pollack, Kubin, Noack und Witte werden einige
grundlegende Dinge festgelegt:

Das Gewölbe wird nicht Garage, sondern rustikale Gaststätte. Der vordere Teil des Gewölbes wird Buswartehalle; das jetzige
Buswartehäuschen an der Stirnseite der Stallungen wird entfernt. Die Feuerwehr kann aus technischen Gründen (geringer
Wenderadius) nicht im unteren Teil der Scheune untergebracht werden

Für die Feuerwehr ist jetzt vorgesehen: von der Agrargenossenschaft Skaska wird das Grundstück oberhalb Hörenz (früher
Nr. 24 / LPG) gekauft und für Feuerwehr und Vereine ausgebaut. Die Finanzierung erfolgt aus dem Verkaufserlös des
Rittergutes (ca. 130 TDM). Zunächst werden die Dächer erneuert (ca. 30 TDM), danach erfolgt schrittweise der Um- und
Ausbau, auch in Eigenleistung der Gemeinde und der Feuerwehr. Außerdem können u.U. Fördermittel beantragt werden.

Auf Befragen betont der Investor ausdrücklich, dass die zentralen Veranstaltungen des Ortes weiterhin im Gutshof
stattfinden dürfen. Er wünscht eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen und dem Ort. Nach der notariellen Besiegelung
des Kaufvertrages wurden die Auflagen durch die Gemeinde erfüllt. Anfang Januar 2000 begannen die Räumungsarbeiten,
um Baufreiheit zum Monatsende zu schaffen. Sehr viele Bürger beteiligten sich daran, denn jeder freute sich, dass nun
endlich Bewegung in die Geschichte Schloss und Rittergut kommen sollte.

Der Karnevalsverein räumte seine Requisiten und Kulissen, die Feuerwehr ihre Unterlagen, Schulungsmaterialien,
Ausrüstungsgegenstände und Siegestrophäen, und der Heimatverein sämtliche Akten aus dem ehemaligen Gemeindeamt.
Auch die zwei noch bewohnten Wohnungen im Wirtschaftsgebäude waren freigeräumt worden.

Ende Januar war alles geschafft und in das Mehrzweckgebäude am Kindergarten gebracht. Das Gebäude war voll gepackt,
man konnte kaum noch treten. Aber es sollte ja nur eine Interimslösung sein. Wenn die Feuerwehr ihr neues Domizil
aufgebaut und bezogen hat, wird auch Schritt für Schritt Platz für die Vereine geschaffen.

Für das Gebäude der Feuerwehr waren drei Möglichkeiten im Gespräch:

  1. das alte LPG- Gebäude am Dorfteich
  2. das Gelände zwischen Schloss und Kindergarten
  3. das Gelände hinter dem Kindergarten

Eine Entscheidung sollte Mitte März erfolgen, nachdem im Haushaltplan 2000 der Gemeinde Oßling für alle Feuerwehren,
darunter auch für die Weißiger, eine Summe von 100.000,- DM eingeplant worden war. Architekt Koch hatte inzwischen in
Wittichenau ein Büro bezogen und arbeitete fleißig an der Umsetzung der Pläne seines Auftraggebers. Er lädt für den 20.
Dezember 2000 den Weißiger Heimatverein zur ersten Besichtigung und Erläuterung seines entstandenen Schlossmodells
ein. Auffallend daran ist eine Mauer, die sich um das ganze Areal zieht und das ganze Gelände abschirmt. Keine gute
Lösung. Aber gut, das kann man ja noch ändern, es ist ja nur ein Entwurf.

Wichtig sind die Grundideen mit Hotel im Gutshof, Bustouristen, Pferdeställe, Tennisplätze, Swimmingpools. Rings um das
Schlossgelände wieder zahlreiche Geschäfte wie Bäcker, Landfleischer, Friseur....

Gerolf Boden entwirft ein Initiativprogramm, um das Projekt von Architekt Koch umfassend bekannt zu machen und dafür
zu werben. Das Programm wird am 31.12.2000 dem Landratsamt zugestellt. Für Februar hatte der Architekt Robert Koch
eine öffentliche Ausstellung des überarbeiteten Modells der zukünftigen Schloss- Anlage angekündigt. Sie wurde in den
März verschoben, da das Modell nach Auskunft des Architekten nicht rechtzeitig fertig würde.

Einige Einwohner sahen darin schon ein unangenehmes Vorzeichen. Ende Februar wurde es zur Gewißheit; der Investor
Marco Matuszak löste ohne Angabe von Gründen seinen Kaufvertrag. Damit stand die Gemeinde wieder am Anfang ihrer
Bemühungen. Nicht nur beide Objekte sahen weiter in eine ungewisse Zukunft, auch die für das Rittergut fest in den
Haushaltplan eingebundene Summe war weg; und die Vereine hatten materiellen und ideellen Schaden zu beklagen.

Trotz dieser Situation wurde durch den Gemeinderat, den Ortschaftsrat und die Feuerwehr entschieden, ein neues Gebäude
für die Feuerwehr hinter dem Kindergarten in Richtung Park mit ABM – Kräften der Gemeinde zu bauen.

Neue Ideen

Kommune und Heimatverein sind enttäuscht. Ebenso der Architekt. Er will seine Kraft nicht in ein Luftschloss gesteckt haben
und will es weiterentwickeln und anbieten. Der Heimatverein sagt Unterstützung zu.

"Wir werden uns in diesem Jahr ganz intensiv ums Schloss kümmern, denn der Zahn der Zeit nagt an dem Gebäude“, sagt
Gerolf Boden. Mit Hilfe eines Nutzungskonzeptes soll jetzt an mögliche Investoren, aber auch an Reiseveranstalter
herangetreten werden, um das Schloss bekannt zu machen. Im Juni will der Heimatverein im Schloss ein Treffen
organisieren, bei dem sich potentielle Investoren über die Ideen des Robert Koch informieren können. "Kleine Schritte
werden uns irgendwann zum Ziel bringen, modulartig, Schritt für Schritt. Wobei sich der nächste Schritt durch den
vorhergehenden finanziert. Zuerst werden die Eigentumswohnungen im Schloss verkauft, dann wird an die Sanierung des
Rittergutes herangegangen und so weiter“ hofft Gerolf Boden.

Dazu gehört auch, dass der Interneteintrag des Landratsamtes zum Schloss, der mit dem Verkauf gelöscht worden war,
wieder aktiviert wird. Das hat aber mehr als drei Monate gedauert. Inzwischen bestätigt die Bürgermeisterin Schlütter im
März 2001, dass sich zwei neue potentielle Investoren gemeldet hätten. Es handelt sich dabei um ein Bankenkonsortium,
das Robert Kochs Konzept umsetzen will, sowie einen Arzt, der ein Sanatorium plant. Über den weiteren Verlauf ist nichts
bekannt.

Um das Interesse am Schloss in der Bevölkerung, besonders aber bei potentiellen Investoren, wachzuhalten, veranstaltete
der Heimatverein die jährlichen "Tage des Denkmals" im Schloss, soweit es Thema und Genehmigung des Landratsamtes
zuließen. So beispielsweise im September 2004 mit einer Bilderausstellung der Neffen des Malers Baselitz und des Malers
Ingo Hauffe aus Zschornau. Ebenso zum Schloss- und Heimatfest im August 1996.

Arbeitsgemeinschaft Schlosspark Weißig

Die Idee von der schrittweisen Umgestaltung und Finanzierung greifen auch zwei junge Frauen aus Hoyerswerda auf. Die
Dipl.- Ingenieure Heike Schulze und Birgit Schilde beziehen bei ihrem Konzept Schloss, Gutshof und Park ein. Seit Anfang
August 2001 arbeiten sie daran. Durch viele kleine Ideen und Konzepte wollen sie eine funktionierende Gemeinschaft
entstehen lassen. Dafür wird Teileigentum gebildet, Interessenten kaufen Räume nach Absprache der Nutzung und sichern
sich dadurch ihren Platz. Vorgesehen sind Wohneigentum, behindertengerechtes Wohnen, Reihenhäuser und
Gewerbeflächen. Im Mitteilungsblatt für Kamenz vom 29.9.2001 wird dafür geworben. Im ehemaligen Gemeindeamt im
Rittergut richten sie ihr Büro ein, und in einer Einwohnerversammlung anlässlich des "Tag des Denkmals" am 9. September
2001 wird das gesamte Konzept vorgestellt. Leider ist das gesamte Vorhaben im Sande verlaufen.

Wie wäre es mit einem Förderverein

Wieder wurde nach anderen Lösungen gesucht. Gerolf Boden erhielt Kenntnis von einem "Förderverein Schloss Schönfeld“
bei Großenhain und schickte Manfred Prescher am 20. Juni 2003 zur Aufklärung dahin. Vielleicht könnte man ähnliches in
Weißig organisieren. Dieser Verein, bestehend seit 1996, hat wesentlich andere, günstigere Bedingungen. Der aus dem 1.
Jahrhundert stammende Neorenaissancebau gehört der Kommune, die Hälfte ist für 12 Mio DM rekonstruiert worden,
hauptamtlich sind 4 Mitarbeiterinnen auf ABM- Basis beschäftigt. Die Gemeinde zahlt jährlich 20.000,- € Betriebskosten.
Ansonsten gibt es keine Unterstützung, auch keine Fördermittel. Der Verein trägt sich von den Eintrittsgeldern der
zahlreichen Veranstaltungen, vor allem für Kinder, von Hochzeiten, vom Betreiben eines Cafes. Bemerkenswert und
sicherlich auch äußerst wichtig sind die vielen Kontakte zu Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Trotz der vielen
Verbindungen und Kontakte wird über mangelhafte Unterstützung des Landes und die damit verbundene Hilflosigkeit solch
kleiner Vereine geklagt.

Im Ergebnis mussten wir feststellen, dass ein Förderverein für Schloss Weißig zum Scheitern verurteilt sei. Die
Randbedingungen wären für uns nicht zu realisieren.

Aktivitäten im Landratsamt

Das Landratsamt listet folgende Aktivitäten zum Verkauf auf:

31.05.2001 Kaufantrag durch Hans Bach
01.06.2001 Kaufoption durch Claus Ruhland
21.06.2001 Kaufantrag durch Heike Schulze
21.06.2002 Besichtigung des Schlosses durch Herrn Götz von der Galerie Rainer Götz

Im November 2002 meldet sich ein neuer Interessent beim Landratsamt; Herr Siegfried Lange aus Strausberg,
Scharnhorststraße 6. Er möchte Schloss und Rittergut einschließlich Gutsgarten und Schlosspark kaufen.

Sein Vorhaben: eine Etage des Schlosses will er selbst bewohnen, ansonsten Betreutes Wohnen und Eigentumswohnungen.
Das Gelände soll für die Öffentlichkeit offen bleiben. Das Schloss soll im alten Stil eingerichtet werden. Das Projekt kommt
nicht zustande, da der Park nicht verkauft wird, er bleibt im Besitz der Kommune. Außerdem soll das Wirtschaftsgebäude
den Vereinen vorbehalten bleiben.

Um den Verkauf zu forcieren, erklärt sich das Landratsamt zu Kompromissen bereit. Der Kaufpreis sei nunmehr nicht das
Problem, wird erklärt, selbst wenn überall Geld Mangelware ist. Hauptproblem ist das Nutzungskonzept sowie dessen
Realisierung und die Ernsthaftigkeit der Interessenten. Seit Jahren wird das Objekt im Internet angeboten, aber die
Resonanz ist mager. Die weitere Vermarktung wird 2004 an "Pfeiffer & Koberstein Immobilien GmbH", einem Fachmakler
für landwirtschaftliche Anwesen, übertragen. Durch deren Betreuung haben sich viele Interessenten gemeldet, darunter aus
den USA, Belgien und Holland. Ab Ausschreibung des Schlosses bis zum Verkauf an Jan van Ede wurde das Schloss ca. 80
Personen vorgestellt.

Der Holländer Jan Pierre van Ede kauft das Schloss

Am 23. Februar 2005 erhält Jan van Ede den Zuschlag zum Kauf des Schlosses und des Rittergutes (Kaufpreis und
Bedingungen sind dem Verfasser unbekannt). Er ist im Internet auf das Angebot gestoßen und hat es kurz darauf besucht.
Für ihn ist es das Traumschloss, nach dem er lange gesucht hat. "Liebe auf den ersten Blick war es tatsächlich," so
versichert er, als er das erste Mal vor dem altehrwürdigen Gemäuer stand.

"Die Schönheit des Schlosses ist einfach unbeschreiblich", erklärt er, selbst wenn er sich über den desolaten Zustand und
die nötigen Investitionsmittel im Klaren ist. Er bezahlt sofort den Kaufpreis und beginnt unverzüglich, einheimische Firmen
und Handwerker mit der schrittweisen Sanierung zu beauftragen. Besonderen Wert legt er auf eine enge Zusammenarbeit
mit dem Ortschaftsrat, den Weißiger Vereinen und Einwohnern. Tatkräftige Unterstützung erhält er durch den Heimatverein,
der ihm unzählige Dokumente zur Schlossgeschichte bereitstellt.

Äußerlich hat das Schloss fast wieder den alten Glanz bekommen. Hell leuchtet die frisch getünchte Fassade weit in die
Umgebung. Das Familienwappen derer von Zehmen erstrahlt frisch renoviert über dem Schlossportal, ebenso wie die
beiden Wappen an den Giebeln. Auch die Außenanlagen bieten ein ansehnliches Bild, mit Rhododendron, Eiben und
Agaven. Das Erdgeschoss ist renoviert, neue Fensterscheiben sind eingezogen. Zu besonderen Anlässen öffnet der neue
Schlossherr den Interessierten gegen ein Entgeld die Räumlichkeiten.

Die Tore sind ebenso wiedererstanden wie die Schlossmauer. Und das
Rittergut sowie das naheliegende Mehrzweckgebäude haben einen
Farbanstrich erhalten. Aber inzwischen ist aber das Dach der Scheune
eingestürzt. Farbige Bilder geben Bezug auf die Umgebung und die
Geschichte des Ortes.

Seit annähernd zwei Jahren hat die Wirtschaftskrise auch das Weißiger Schloss erreicht.
Die Restaurierungsarbeiten sind ins Stocken geraten. An der alten "Villa" prangt seit
kurzem ein Plakat zum Vermieten oder Verkaufen von Teilen des Rittergutes.

In den Anfangsjahren nach der Inbesitznahme von van Ede waren Schloss und Rittergut Zeuge zahlreicher gemeinsamer
Veranstaltungen, wie Neujahrsempfang, Turmblasen zur Weihnachtszeit, Krabatfest, Schloss- und Heimatfest,
Kutschenkorso. Leider hat sich die Zusammenarbeit zwischen Heimatverein und van Ede in der letzten Zeit, aus welchen
Gründen auch immer, merklich abgekühlt. Es ist zu hoffen, dass die Gemeinsamkeiten wieder mehr in den Vordergrund rücken. Das würde beiden, der Gemeinde und Jan van Ede, gut zu Gesicht stehen.

Manfred Prescher

Dresden, August 2012


Anlage: Allgemeines Anschreiben



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