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Aus dieser Zeit, von 1954 bis 1964, sind ihr noch namentlich bekannt:
Sie erzählt voller Freude von der Zeit in Weißig.
Die ganze Umgebung ist ihr heute noch vertraut. Wenn Freizeit angesagt war, durften sie das Gelände verlassen und überall rumstromern, am Badeteich, auf dem Windmühlenberg, im Park, im Dorf. Besonders angetan waren sie von den vielen Versteckmöglichkeiten, die das Schloß bot. Überall lauerten Geheimnisse. Unter die breiten Freitreppen zum Balkon konnte man hineinschauen, aber alles war dunkel und muffig; man traute sich nicht weit hinein. Auf dem Boden lagerte verschiedenes Gerümpel, das sicher noch etwas Unbekanntes verbarg. Besonders aufregend war der Schlossturm. Die Kinder durften hinauf, wenn er durch die Brandschutzwache besetzt war. Damals kam es oft zu Waldbränden oder zu Bränden am bzw. im Dubringer Moor. Das von weitem anzusehen, war schon spannend.
Die Fensterfront im großen Speisesaal hatte eine Holzvertäfelung. Es klang hohl, klopfte man daran. Also mußte sich dahinter etwas befinden, etwas versteckt sein. Genährt wurden solche Vorstellungen noch durch die vertraulichen Erzählungen von Johann Henack, damals Heizer im Heim. Er erzählte, dass er im Auftrag der Zehmens vor Kriegsende Kisten mit Wertgegenständen vergraben habe. Er zeigte den Kindern auch die vermeintlichen Stellen. Natürlich waren die Kinder neugierig und buddelten bei bester Gelegenheit an einer dieser Stellen. Sie stießen auch auf Holz, was eine Kiste vermuten ließ. Aber kurz vor dem Erfolg näherte sich eine Erzieherin, und schnell wurde alles wieder zugebuddelt. So ist sie bis heute unentdeckt geblieben. Auch von einem Geheimgang wurde erzählt, der vom Wintergarten des neuen Schlosses zum Rittergut führen soll. Auf dem Windmühlenberg entdeckten sie einmal einen Mann in Sträflingskleidung, den sie mit Steinen bewarfen und am Kopf verletzten. Er muss sich dort versteckt haben, wurde aber dann von der Polizei abgeholt.
In Erinnerung ist ihr noch, dass sie mit Einkoch- oder Marmeladengläsern ausgerüstet, zur Suche nach Kartoffelkäfern auf den Feldern unterhalb des Parks geschickt wurden. Auch eine Suche nach Flugblättern auf den Feldern in Richtung Lieske ist noch gut im Gedächtnis. Zur Schuleinführung mussten die Eltern die Zuckertüten bereitstellen. Waren keine Angehörigen mehr vorhanden, bekam der Schulanfänger die Zuckertüte vom Heim. Zu Weihnachten waren im Speisesaal lauter kleine Verkaufsstände aufgebaut. An jedem Stand konnten sich die Kinder nach Herzenslust bedienen. Apfelsinen, Äpfel, Nüsse und natürlich Pfefferkuchen fanden reichlich Absatz.
Insgesamt war die Zeit in Weißig für sie eine sehr schöne, erlebnisreiche Kindheit. Die heute mancherorts verbreitete Meinung von Kinderheimen als Gefängnisse oder „Strafvollzugsanstalten“ kann sie überhaupt nicht nachvollziehen.
Notiert von Manfred Prescher im Oktober 2009